Repräsentation, Anerkennung, Wertschätzung und Privilegienaushandlungen in der pluralen Gesellschaft

14.10.2020 I Online

Das Praxislabor II wird mit einem Input von Dr. Patrick Brooks von Teilseiend e.V. eingeleitet, in dem er die „Jüdisch-Muslimischen Kulturtage Heidelberg“ vorstellt. Die Ziele dieses jüdisch-muslimischen Dialogs orientieren sich an den Alltagserfahrungen der Menschen. Unsichtbarkeit und Unterrepräsentation im gesellschaftlichen Diskurs und Diskriminierung prägen die Erfahrung (religiöser) Minderheiten in der deutschen Gesellschaft. Die Kulturtage sollen die Diversität und Alltagspraxis, sowie die unterschiedlichen jüdischen und muslimischen Positionen nach innen stärken und nach außen sichtbar machen. Die Erzählung von einer „christlichen Leitkultur des Abendlandes“ soll so aufgebrochen werden. Anhand dieses Praxisbeispiels wird über verschiedene praktische Formate gesprochen und es wird sich gefragt, wie Repräsentation, Vielfalt und Demokratie gelungen umgesetzt werden können. In der Unterhaltung kommen dabei die Herausforderungen und Grenzen, z. B. durch Begriffe und Adressierungen ebenso zur Sprache, wie die Potentiale dieser Aushandlungen. Darunter fällt, dass der Austausch, den die Kulturtage fördern, ein Beispiel „gelebter“ Demokratie ist. In der Diskussion wird auch die Eignung des Begriffs „interreligiöser Dialog“ infrage gestellt. Gleichzeitig wird die Existenz vielfältiger und thematisch unterschiedlicher Austauschplattformen, die sich unter diesem Begriff sammeln, herausgestellt. Es wird bemängelt, dass die intrareligiöse Vielfalt in gesellschaftlichen Debatten fehlt. Außerdem wird festgestellt, dass Religionen und Perspektiven religiöser Communities in den Gesprächen um Vielfalt ebenfalls nicht miteingeschlossen, sondern verschwiegen werden. Ein Austausch auf Augenhöhe findet demnach (noch) nicht statt. 

Die Diskussion orientiert sich u.a. an folgenden inhaltlichen Fragen:

  • Wie kann eine Kultur der wechselseitigen Anerkennung und Wertschätzung in interreligiösen Praxen geschaffen werden?
  • Wie geeignet ist der Begriff „interreligiös“ überhaupt? Welche Alternativen könnten passender sein?
  • Wie lassen sich Fragen von Macht- und Herrschaft oder Privilegien in interreligiösen Netzwerken thematisieren und gleichzeitig konstruktive Diskussionsstrukturen entwickeln?
  • Welche praktischen Formate der praktischen (politischen) Arbeit können Fragen von Repräsentation, Vielfalt und Demokratie sinnvoll umsetzen?

Die vollständige Dokumentation des Praxislabors finden Sie hier.